Nach der Partie sprach niemand mehr über den 5:4-Sieg der Mannschaft von Burhan Özhan, sondern über die Vorkommnisse während der 90 Minuten. Rot-Weiss Essen III führte kurz vor der Halbzeit mit 3:0 und dann bildete sich das erste Rudel - es sollte nicht die einzige Rudelbildung sein. Wir sprachen mit den Beteiligten und fragten nach: Was war da los?
Benjamin de Biasi, Trainer Rot-Weiss Essen III: "So etwas habe ich in 30 Jahren Fußballgeschäft noch nicht erlebt. Bis zu unserem 3:0 war das eigentlich ein normales Kreisliga-Spiel. Es gab vor her schon die ein oder andere harte Zweikampfszene, aber das war noch im dunkel-grünen Bereich. Was aber nach unserem 3:0 passierte, ist einfach nur erschreckend. Das war quasi der Startschuss zur Randale, mit einem völlig überforderten Schiedsrichter. Eine Spielerfrau von uns fragte lautstark, warum denn ganz Zeit gefoult würde? Barisspors Trainer reagierte darauf sehr aggressiv und schrie auf türkisch in Richtung der Frau. Sie bat ihn doch bitte deutsch zu sprechen. Das hatte der Barisspor-Trainer wohl als rassistische Beleidigung empfunden und schrie weiter herum. So war das in der Folgezeit auch auf dem Platz: verbale und nonverbale Entgleisungen - leider auf beiden Seiten.
Meine Spieler haben sich nämlich provozieren lassen und hielten es nicht mehr aus und waren an den mehreren Rudelbildungen, Handgreiflichkeiten und Beleidigungen auch beteiligt. Wir haben einen Polizeianwärter in unserer Mannschaft und er konnte auch nicht ruhig bleiben, obwohl er auf solche Situationen geschult ist.
Fairness wurde am Sonntag ganz klein geschrieben. Ein Beispiel: Wir schießen den Ball ins Aus, weil ein Barisspor-Spieler auf dem Boden liegt und was passiert? Sie nutzen unsere Fairness aus und erzielen dadurch ein Tor. In so einer Situation spielt man den Ball zum Gegner zurück. So habe ich das zumindest gelernt.
Ich möchte so etwas nie wieder erleben. Ich bin Trainer und kein Friedensstifter. So oft musste ich auf das Spielfeld laufen, um die Gemüter zu beruhigen. Ich musste nach dem Spiel zwei Stunden mit einem meiner Spieler sprechen. Weil er nach dem Schlusspfiff im Mittelkreis lag und die Welt nicht mehr verstand. Er war psychisch am Ende und muss weiter aufgebaut werden. Er sagte mir, dass er doch nur Fußball spielen wolle.
Rot-Weiss Essen III ist ein soziales Projekt. Durch solche Dinge erleidet das Ganze einen herben Rückschlag."
Ramazan Yigit, 1. Vorsitzender Barisspor Essen: "Ein Fußballspiel ist immer von Emotionalität geprägt. Ich stand weiter weg und habe nur gesehen, dass es zu kleinen Rangeleien kam. Vielleicht fiel auch das ein oder andere böse Wort. Aber irgendwo gehört das alles zum Fußball dazu. Nach dem Spiel, so halte ich es immer, habe ich mit dem Schiedsrichter gesprochen und er sagte mir, dass das ein gewöhnliches Kreisliga-C-Spiel war. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Wenn der Schiedsrichter das so sagt, dann kann es doch nicht schlimm gewesen sein, oder?"